Die tschechische Sprache (veraltet: böhmische Sprache) gehört zum westslawischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie.
Das Tschechische wird von ca. 12 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen (Stand 1999), von denen ca. 10 Millionen in
Tschechien leben, wo es die Amtssprache ist. Seit dem 1. Mai 2004 ist Tschechisch auch eine Amtssprache der EU. Die Wissenschaft,
die sich mit der tschechischen Sprache befasst, ist die Bohemistik.
Tschechisch und Slowakisch sind gegenseitig verständlich (siehe dazu unter slowakische Sprache). Schriftlich sind die beiden
Sprachen am einfachsten durch die Buchstaben ř, ě und ů unterscheidbar, die es nur im Tschechischen gibt (zur Aussprache
siehe unten). Hingegen gibt es im Slowakischen die Buchstaben ä, ľ, ŕ und ĺ, die Konsonantenkombinationen dz und dž
und die Diphthonge ia, ie, iu und ô, die es im Tschechischen nicht gibt.
Die Aussprache des Tschechischen gilt im Deutschen als schwierig, wegen der Zischlaute und des ř, wegen des in jeder Position
ausgesprochenen h und wegen vokalloser Silben mit r und l. Z. B. wird der Ortsname Brno (dt. Brünn) zweisilbig gesprochen. Dies wird
gerne durch den „völlig vokalfreien Satz“ Strč prst skrz krk illustriert (dt. Steck den Finger durch den Hals!).
Die erste slawische Schriftsprache im heutigen tschechischen Sprachgebiet war das ab 863 von den Brüdern Kyrill und Methodius
in Großmähren eingeführte glagolitisch geschriebene Altkirchenslawisch.
Erste Belege der Alttschechischen Sprache sind religiöse Lieder und kurze Texte, sog. Glossen, aus dem 12. und 13. Jahrhundert.
Aus dem 14. und 15. Jahrhundert gibt es gedichtete höfische Literatur. Im 14. Jahrhundert wurden auch sämtliche Teile der Bibel
ins Tschechische übertragen, allerdings nicht als zusammenhängendes Werk. Jan Hus führte um 1400 eine am Prager Dialekt seiner
Zeit orientierte Schriftsprache ein und zur genaueren Wiedergabe der tschechischen Laute die zwei diakritische Zeichen háček und
čárka. Er überarbeitete auch Übersetzungen aller Teile der Bibel. Der Buchdruck stand zu seinen Lebzeiten noch nicht zur
Verfügung. 1475 wurde erstmals das Neue Testament auf Tschechisch gedruckt, erstmals 1488 die gesamte Bibel. Die klassische tschechische
Bibelübersetzung, die sog. Kralitzer Bibel, wurde jedoch erst 1579 bis 1594 in sechs Teilen herausgegeben.
Vom späten 15. bis Anfang des 17. Jahrhunderts wurde Tschechisch in Oberschlesien als Urkundensprache gebraucht und drängte dabei
vorübergehend sogar das Deutsche zurück. Es hatte den Vorteil, vom slawischsprachigen Teil der dortigen Bevölkerung verstanden
zu werden, und von der Prager Kanzlei - gleichzeitig mit dem Deutschen - zu einer tauglichen Verwaltungssprache entwickelt worden zu sein.
Mit der Gegenreformation wurde der Gebrauch der tschechischen Schriftsprache und auch das gesprochene Tschechisch stark zurückgedrängt.
So wurde die moderne tschechische Schriftsprache etwa zwischen 1780 und 1848 beinahe neu geschaffen. Daran beteiligt waren vor allem Josef
Dobrovský, Josef Jungmann und die Slowaken Jan Kollár und Pavel Jozef Šafárik.
Erst 1880 bekam das Tschechische in Böhmen und Mähren wieder den Status einer Amtssprache, ohne bis zum Ende der Donaumonarchie
in beiden Kronländern volle Gleichberechtigung mit dem Deutschen zu erlangen.
Die Umgangssprache in Tschechien (obecná ceština) hebt sich von der Schriftsprache (spisovná ceština) ab. Es handelt sich dabei
nicht um einen örtlichen Dialekt, sondern um die gesprochene Sprache, die vor allem in Böhmen verbreitet ist. Einige Sprachwissenschaftler,
vor allem Mähren, bezeichnen die Umgangssprache als s.g. Interdialekt, das ist ein verbreiteter Dialekt, der über anderen Dialekten steht.
Für diese Umgangssprache gibt es fast keine schriftlichen Grundlagen. Die nachfolgenden Ausführungen gelten deshalb in erster Linie für
die sprachliche Ebene, wie sie in den Medien und im Kontakt mit Nichtmuttersprachlern benutzt wird.
Der Lernende der tschechischen Sprache trifft ansonsten auf die nationale Umgangssprache oder einen der vielen Dialekte, die es daneben gibt.
Die Mährische Sprache (Mährisch) ist der Sammelbegriff für die im östlichen Teil der Tschechischen Republik (Tschechien) gesprochenen
Dialekte des Tschechischen. Bemerkenswert ist hier u. A. die Brünner Umgangssprache („brnenský hantec“), welche in ihrer Reinform
im Westteil des Landes nur schwierig verstanden wird.
Eine besonders alte Form des Tschechischen wird von der Tschechischen Minderheit im Banat gesprochen.
Die Deklinierung und Konjugierung erfolgt mittels Endungen (und/oder kleinen Änderungen im Stamm). Es gibt mehrere Deklinationen und mehrere Konjugationen, sowie zahlreiche Unregelmäßigkeiten. Die Wortfolge ist relativ frei und ermöglicht stilistische Differenzierungen.
Tschechisch ist eine stark flektierende Sprache mit sieben grammatischen Fällen (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Vokativ, Lokativ, Instrumental)
im Singular und Plural. Wie im Deutschen und den romanischen Sprachen kann das grammatische Geschlecht der Substantive auch bei eigentlich geschlechtslosen
Dingen männlich oder weiblich sein. Dabei hat das tschechische vier Genera, nämlich männlich belebt, männlich unbelebt, weiblich und
sächlich.
Wie im Lateinischen und den meisten anderen slawischen Sprachen gibt es weder bestimmte noch unbestimmte Artikel.
Von vielen Adjektiven und Partizipien gibt es eine Kurzform und eine Langform, die beide nach Genus, Numerus und Kasus zu deklinieren sind. Die kurze Form
hat immer die Funktion eines Prädikativums (im Deutschen mit einer Form des Verbs sein und dem unflektierten Adjektiv ausgedrückt) und weist ein
reduziertes Paradigma auf. Während bei Adjektiven die Kurzform fast nur im gehobenem Stil verwendet wird, ist die Verwendung der Kurz-/Langformen von
Partizipien im periphrastischen Passiv auch in der Umgangssprache bedeutungsunterscheidend, z. B. okno bylo zavřeno (Vorgangspassiv: das Fenster wurde
geschlossen) vs. okno bylo zavřené (Zustandspassiv: das Fenster war geschlossen)
Eine beachtliche Zahl von Substantiven wird wie Adjektive dekliniert, eine dem Deutschen nicht fremde Erscheinung.
Wie in anderen slawischen Sprachen gibt es von meisten Familiennamen eine spezielle weibliche Form, gekennzeichnet zumeist durch das Suffix -ová. In
Tschechien wird das auch auf Namen anderer Herkunft angewandt, z. B. Zdeňka Müllerová und auch bei Ausländerinnen, wie z. B. Angela Merkelová,
Céline Dionová oder Condoleezza Riceová.
Geografische Namen auf -sko- sind im Tschechischen üblicherweise Neutra und enden daher im Nominativ und Akkusativ auf -o: Slovensko (Slowakei), Lipsko
(Leipzig), Slezsko (Schlesien, polnisch Śląsk). Die zahlreichen Ortsnamen auf -vice sind meistens grammatischer Plural. Von den Ortsnamen auf -nice
sind es auch viele. Weitere Namen im grammatischen Plural sind unter anderem Čechy (Böhmen) und Hradčany (der Hradschin). Weitere Substantive
im grammatischen Plural sind auch z. B. hodiny (die Uhr, wörtlich 'die Stunden').
Das Verbum verfügt über die Kategorien von Aspekt (perfektiv und imperfektiv) und Tempus (Präsens, Futur, Präteritum), Person, Numerus und
Modus (Imperativ, Konditional). Die Aspekte werden teilweise durch Suffixe (in der Regel Imperfektivierung perfektiver Verben), teilweise durch Präfixe
(in der Regel Perfektivierung imperfektiver Verben) ausgedrückt, in einigen wenigen Fällen auch durch zwei verschiedene Stämme.
Das Präteritum und das imperfektive Futur werden mit Formen des Hilfsverbs být (sein) gebildet.
- dělal/dělala jsem 'ich tat', dělal/dělala jsi 'du tatst', dělali/dělaly jsme 'wir taten',
dělali/dělaly jste 'ihr tatet', aber in der 3. Person ohne Hilfsverb: dělal 'er tat',
dělala 'sie tat', dělali/dělaly 'sie taten';
- budu dělat 'ich werde tun', budeš dělat du wirst tun usw.
Dabei unterscheidet das Tschechische (wie auch die anderen slawischen Sprachen) zwischen dem für die Vergangenheitsform und dem für das Passiv
gebrauchten Partizip: slyšel/slyšela jsem 'ich habe gehört', slyšen/slyšena jsem 'ich werde gehört'.
Die Zahlen von 21 bis 99 können in zweierlei Weise gesprochen werden. Neben dvacet tri (viginti tres) gibt es auch triadvacet (dreiundzwanzig). Dieses
Phänomen ist durch den jahrhundertelangen deutsch-tschechischen Sprachkontakt zu erklären.
Wie auch in anderen slawischen Sprachen stehen Substantive nach Zahlwörtern ab pet (fünf) im Genitiv Plural, wenn das Zahlwort im Nominativ, Genitiv
oder Akkusativ steht, also etwa ctyri hrady / pet hradu (4 bzw. 5 Burgen), tri koruny / tricet korun / tri sta korun / pet set korun (3 / 30 / 30 / 300 / 500
Kronen). In den übrigen Fällen kongruieren Zahlwort und Substantiv regulär, also etwa na peti hradech (Lokativ).
Tschechisch wird mit dem lateinischen Alphabet geschrieben, durch diakritische Zeichen differenziert.
Beim Sortieren und in Verzeichnissen (Telefonbuch) und Wörterbüchern werden die Zeichen: C, Ch, R, Š, Ž als selbständige und eigenständige
Buchstaben behandelt (das Ch folgt dem Buchstaben H); das tschechische Alphabet hat demzufolge ganze 31 statt nur 26 Buchstaben.
Vollständig lautet das tschechische Alphabet:
A, (Á), B, C, C, D, D, E, (É), (E), F, G, H, Ch, I, (Í), J, K, L, M, N, N, O, (Ó), P, Q, R, R, S, Š, T, T, U, (Ú), (U), V, W, X, Y,
(Ý), Z, Ž.
Die in Klammern gesetzten Buchstaben werden beim Sortieren so behandelt wie der ihnen vorhergehende Buchstabe. So steht dann beispielsweise pet (= fünf) vor
petrklíc (= Schlüsselblume). Wenn sich zwei Wörter nur durch die beiden verwandten Buchstaben unterscheiden, steht zunächst das Wort mit dem
einfachen Buchstaben und dann das andere, also etwa pas (= Pass) vor pás (= Gürtel).
E, U und Ý kommen nie am Wortanfang vor, deshalb sind die entsprechenden Großbuchstaben sehr selten und werden nur dann verwendet, wenn das ganze Wort in
Großbuchstaben geschrieben wird (z. B. MESTO).
Hinweis: Da die diakritischen Zeichen im Web nicht immer korrekt dargestellt werden, werden tschechische Namen (Orts- und Personennamen) oft ohne sie geschrieben,
es gibt auch zahlreiche tschechische Webseiten, die heute noch bewusst ganz auf die diakritischen Zeichen verzichten. Teilweise wird dem Besucher (Benutzer) die
Wahl überlassen - „Diakritika ein oder ausschalten?“ Bei vielen Suchmaschinen ist die Suche ohne Diakritika möglich.
Es gibt kurze und lange Vokale.
kurz | lang | Bemerkung |
---|---|---|
a | á | - |
e | é | [ɛ] / [ɛː] |
ě | - | [jɛ]; erweicht (palatalisiert) die voranstehenden Konsonanten t, d und n |
i | í | [ı] / [iː] - wenn kurz viel offener (wie z.B. im Engl.); ausser Fremdwörtern erweicht (palatalisiert) voranstehende Konsonanten t, d und n |
o | ó | [ɔ], das lange [ɔː] kommt nur in Fremdwörtern wie balkón (Balkon) oder Interjektionen wie Ó! (Oh!) vor |
u | ú/ů | am Wortanfang wird das Zeichen ú verwendet, im Wortinneren meistens ů, z. B. únor (Februar) und Bůh (Gott). Ausnahmen: in Fremdwörtern wie mamlúk (Mameluk) oder nach Präfixen wie neúplatný (unbestechlich). |
y | ý | [ı] / [iː] - wie i/ı, aber verändert voranstehende Konsonanten nicht |
a | á |
e | é |
ě | í |
i | í |
o | ů |
u | ú (am Wortanfang) |
u | ou (im Wortinnern) |
y | ý |
Im Tschechischen gibt es die Diphthonge ou, au und eu. Der Diphthong ou ist auch in tschechischen Wörtern und vor allem Eigennamen häufig, während au
und eu nur in Fremdwörtern oder Interjektionen vorkommen: Letztere bilden in tschechischen Wörtern zwei Silben, z. B. in neučím „ich
lehre nicht“, das dreisilbig gesprochen wird [ˈnɛ.u.tʃiːm].
- Der Diphthong au wird wie im Deutschen ausgesprochen, z. B. auto [ˈaʊ̯tɔ].
- Bei der Aussprache des Diphthongs ou werden ein offenes o und ein unsilbisches offenes u verbunden; z. B. louka (Wiese).
- Bei der Aussprache des Diphthongs eu werden ein offenes e und ein unsilbisches u verbunden, vgl. leukemie [ˈlɛʊ̯kɛːmɪɛ].
In der tschechischen Rechtschreibung unterscheidet man traditionell sog. harte, neutrale und weiche Konsonanten. Weich ausgesprochen (wie in anderen slawischen Sprachen wie dem Russischen) werden aber nur die Konsonanten ť, ď und ň, in den übrigen Fällen handelt es sich um eine historische Unterscheidung, die allerdings Konsequenzen für die Rechtschreibung hat und Muttersprachlern deren Erlernung erschwert. Tschechische Kinder lernen daher in der Grundschule jene Wörter mit neutralen Konsonanten aufzusagen, in denen ein [i] als y geschrieben wird (so genannte vyjmenovaná oder vybraná slova bzw. „ausgewählte Wörter“).
Die 8 harten Konsonanten sind:
Schriftzeichen | Beispiel |
---|---|
h | hotel, Praha |
ch | chyba, Čech |
k | křeslo, vlaky |
g | guma, magnetofon |
r | ráno, dobrý |
d | dÿme, jeden |
t | tabule, stůl |
n | noc, ten |
Die 9 weichen Konsonanten sind:
Schriftzeichen | Beispiel |
---|---|
ž | židle, leží |
š | šest, sešit |
č | černý, večer |
ř | středa, říká |
c | co, mloci |
j | jaký, jídlo |
ď | Maďarsko |
ť | chuť |
ň | skříň |
Die 8 neutralen Konsonanten sind:
Schriftzeichen | Beispiel |
---|---|
b | tabule, býti, bída |
f | fyzika, fičet |
l | leží, lysý, list |
m | mám, myš, míchat |
p | pán, pyšný, píchnout |
s | sešit, sýr, prosím |
v | velký, výr, vichřice |
z | zítra, jazyk |
Das reglementierte Hochtschechisch (entsprechend der Schriftform) wird bei offiziellen Anlässen gesprochen (z. B. Nachrichten im Rundfunk, TV, Festreden), die tatsächlich gesprochenen Mundarten weichen jedoch oft stark davon ab, sowohl in der Aussprache als auch in der Grammatik.
- | Die Betonung liegt grundsätzlich auf der ersten Silbe des Worts. Der Unterschied betonter und unbetonter Silben ist allerdings geringer als im Deutschen. |
- | Die čárka (Akut) markiert lange Vokale (á, é, í, ó, ý, ú sowie ů). Diese kommen auch in unbetonten Silben vor. |
- | Der háček (Häkchen) verändert Zischlaute von s [s] (&szlgi;) zu š [∫] (sch) usw. und „erweicht“ (palatalisiert) d, t,
n und r. Bei kleinem d und t wird er durch einen Apostroph ersetzt. |
- | ě wird wie je gesprochen, außer nach d, t und n, wo es deren Erweichung auslöst. |
- | Vor ě und i werden die Konsonanten d, t und n weich ausgesprochen, d. h. mit einem Anklang an ein j hinter dem Konsonanten artikuliert. Die Zunge geht dabei zum vorderen Gaumen. |
Schriftzeichen | Lautzeichen | Beschreibung | Beispiel |
---|---|---|---|
a | [a] | Ungerundeter offener Vorderzungenvokal, wie dt. a in Fall | tam, lampa |
á | [aː] | Ungerundeter offener Vorderzungenvokal, wie dt. aa in Saal | máte, velká |
au | [aʊ̯] | Diphthong, wie dt. au in Auto | auto |
c | [ts] | Affrikate, wie dt. tz; z in Katze; Zucker, auch vor Konsonanten (ck = [tsk]) und dunklen Vokalen |
německý cukr |
č | [tʃ] | Affrikate, wie dt. tsch in Matsch, tschüß | Čech, časem |
ch | [x] | Stimmloser velarer Frikativ, wie dt. ch in Bach, Nacht, auch am Wortanfang | chodba, trochu |
ď | [ɟ] | Stimmhafter palataler Plosiv | maďarsky |
di, dě | [ɟi], [ɟɛ] | . | děti, divadlo |
e | [ɛ] | Ungerundeter halboffener Vorderzungenvokal, wie dt. ä in hätte | je, dveře |
é | [ɛː] | Ungerundeter halboffener Vorderzungenvokal, wie dt. ä in Räte | mléko, černé |
ě | [jɛ] | wie dt. je in jetzt | věda, věc |
eu | [ɛʊ̯] | Diphthong, aber nicht der deutsche | leukemie |
h | [ɦ] | Stimmhafter glottaler Frikativ, weiter vorn als dt. h in halten, auch vor und nach Konsonanten und im Auslaut |
hora, záhada |
i, y, j (vor Konsonant) |
[ı] | Ungerundeter zentralisierter fast geschlossener Vorderzungenvokal, wie dt. i in Tipp | židle, tady |
í, ý | [iː] | Ungerundeter geschlossener Vorderzungenvokal, wie dt. i in Mine | bílý |
j | [j] | Stimmhafter palataler Approximant, wie dt. j in Jagd | její jméno |
mě | [mɲɛ] | . | město |
ň | [ɲ] | Stimmhafter palataler Nasal, gleichzeitige Artikulation von n und j, ähnlich it. oder fr. gn in Bologna oder Champagne; span. ñ in señora | buňka, Plzeň |
ní, ně | [ɲi], [ɲɛ] | . | není Němec |
o | [ɔ̹] | Gerundeter halboffener Hinterzungenvokal, wie dt. o in Gott | okno |
ó | [ɔ̹ː] | Gerundeter halboffener Hinterzungenvokal, wie dt. gehoben | citrón, gól |
ou | [ɔʊ̯] | Diphthong, etwa wie engl. go, joke, load | moudrý, nesou |
r | [r] | Stimmhafter alveolarer Vibrant, Zungenspitzen-r mit mehr Schlägen als das deutsche Zungen-r |
rada |
ř | [r̻] | laminaler Vibrant, Gleichzeitige (!) Artikulation von Zungen-r und franz. j [ʒ], entfernt ähnlich dt. rsch in Barsch, aber nicht sequenziell, nur 1 Phonem | řeka, Dvořák |
s | immer [s] | Stimmloser alveolarer Frikativ, wie dt. ss in Bass, s in Bast, auch vor Vokalen, p und t, ch und h | starý sýr |
š | [ʃ] | Stimmloser postalveolarer Frikativ, wie dt. sch in rasch | šest, šiška |
ť | [c] | Stimmloser palataler Plosiv, etwa wie dt. tj in Matjes | štáva, Bata |
ti, tě | [ci], [cɛ] | . | tisíc [cisiːts] |
u | [u] | Gerundeter geschlossener Hinterzungenvokal, wie dt. u in Musik | guma, vzadu |
ú, ů | [uː] | Gerundeter geschlossener Hinterzungenvokal, wie dt. u in Pute | úterý, stul |
v | [v] | Stimmhafter labiodentaler Frikativ, etwa wie dt. w in Wild | voda |
z | [z] | Stimmhafter alveolarer Frikativ, wie z. B. in Deutschland s in Rose, en. z in zero, auch wo international s geschrieben wird | nazd, zdrž, fyzika |
ž | [ʒ] | Stimmhafter postalveolarer Frikativ, wie fr. j in Journal, toujours | žena, žurnál, želé |
Aus historischen Gründen enthält das Tschechische (und das Slowakische) relativ viele deutsche Lehnwörter. Zu unterscheiden
ist zwischen denjenigen, die schon sehr lange eingebürgert sind und in der Standardsprache ebenso wie in den Dialekten gebräuchlich
sind, und solchen, die nur im sog. Gemeintschechischen verwendet werden.
Zur ersten Gruppe gehören etwa:
- brýle von Brille
- cíl von Ziel
- švagr von Schwager
- farář von Pfarrer
- flétna von Flöte
- haléř von Heller
- hrob von Grab
- host von Gast
- knedlík von der/die Knödel
- knoflík von Knopf/Drücker/Druckknopf/Taste etc.
- muset von müssen
- nudle von Nudel(n)
- rada von Rat
- sál von Saal
- skříň von Schrein/Schrank
- šunka von Schinken
- talíř von Teller
- taška von Tasche
- valčík von Walzer
- žold von Sold, Besoldung, Entlohnung
Zur zweiten Gruppe gehören:
- jo von ja (dialektal aus dem bairischen/österreichischen jo)
- flaška von Flasche
- hajzl = Toilette (dialektal aus dem bairischen). Ich gehe auf das Haisl. = Jdu na hajzl.
- kšeft von Geschäft
- ksicht von Gesicht
- ksindl von Gesindel
- nášup von Nachschub, Nachschlag (z. B. Essen)
Auch hier sind zwei Gruppen zu unterscheiden, zunächst solche Wörter, die im Deutschen allgemein verbreitet sind, und dann
diejenigen, die vor allem für Österreich charakteristisch sind.
Zur ersten Gruppe gehören:
- Quark von gleichbedeutend tvaroh
- Pistole: abgeleitet von der Bezeichnung für Feuerwaffen in den Hussitenkriegen,
ursprüngliche Bedeutung Pfeife, Rohr (vgl. das heutige Wort píšťala)
- Roboter: künstliche Menschen aus Karel Čapeks sozialutopischem Drama R.U.R. (1920 / 1921),
geschaffen aus robota Fronarbeit
- Zwetschge (Pflaume): von švestka
- Trabant: als drabant wurden Landsknechte zu Zeiten der Hussitenkriege bezeichnet
- hanebüchen von hanebný (schändlich) von hanba (Schande)
Zur zweiten Gruppe gehören:
- Tuchent (Federbett): von duchenka
- Buchtel (Dampfnudel): von buchta
- pomali (langsam, dialektal): von pomalý
- plazen (weinen, dialektal): von plakat (on, ona, ono pláče - er, sie, es weint)
- Trafik (Tabakladen): von trafika
- Kukuruz (Mais): von sladká kukuřice (süßer Mais)
- Sliwowitz (Zwetschkenschnaps): von slivovice (slíva dialektal für švestka)
- Tschapperl (Kleinkind): von čapek
- Bißgurn (zänkische Frau): von iskor (Schlammbeißer-Fisch)
- Kren (Meerrettich) von gleichbedeutend křen